Am Karfreitag 1983 erlebte ich Franz Mazura in der ersten Reihe im Nationaltheater Mannheim in Wagners „Parsifal“ zum ersten Mal. Ich war tief bewegt von dieser Musik und einer unglaublichen Leistung der Solisten und des Orchesters. Mazura war zu diesem Zeitpunkt längst ein Star in Mannheim und der ganzen Welt, aber es war mein erster Kontakt mit dem Ausnahmetalent, das Geschichte schrieb: Franz Mazura. 1924 wurde er in Salzburg geboren und wuchs als einer von fünf Kindern wohl behütet auf. Sein Vater stammte aus der Tschechoslowakei. Bereits mit 14 Jahren entschied er sich für ein Studium des Maschinenbaus in Wiener Neustadt, das er aber 1942 durch den Einzug zur Marine unterbrechen musste. In der Ostsee war er auf U- Bootbegleitschiffen und dem IIB- Boot U-21 eingesetzt und im Dezember 1944 erlebte er, wie er erzählte, seinen „zweiten Geburtstag“, als er einen Bombenangriff überlebt, nachdem das Schiff versenkt wurde. Als er später zu den Pionieren versetzt wurde, geriet er in englische Kriegsgefangenschaft wo die eigentlich die Entdeckung seiner großen künstlerischen Talente begann. Im Nachkriegsdeutschland war die Szene der Künstler, Theaterdirektoren und Regisseure noch sehr klein und so kam er dann auch schon schnell zu seinem ersten Engagement im Staatstheater Kassel, wo Mazura seine erste Rolle als 2. Gefangener in Beethovens „Fidelio“ bekam. Mazuras einzigartige Karriere nahm seinen Lauf und brachte den Opernstar auf alle großen Bühnen der Welt. 1964 kam die Familie Mazura nach Mannheim und das Nationaltheater wurde Mazuras neue künstlerische und die Kurpfalz seine familiäre Heimat. „Ich habe da eigentlich bereits zwei Fächer gesungen,“ erklärte Mazura, der als Bassist ans Nationaltheater verpflichtet worden war, sich dann aber recht schnell als Helden-Bariton etablierte. Private Hobbys hat sich der vielbeschäftige Künstler trotz wenig Freizeit bewahrt. Er bezeichnete sich selbst als vernarrt in Lyrik und rezitierte bei einem Interview im Mai 2016 spontan seinen Lieblings-Vierzeilier:
„Schläft ein Lied in allen Dingen
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.“
(Eichendorff)
Noch bei seinem 95. Geburtstag stand er auf der großen Bühne und bei einer Feier im familiären Rahmen dirigierte Daniel Barenboim den Geburtstags-Ständchen-Chor. Die Opernwelt wird ihn nie vergessen, den vielleicht göttlichsten Wotan, den die Bühne je erlebt hat... Wir trauern um Franz Mazura.